Unangenehmes mitteilen – Packen Sie den Stier bei den Hörnern

Überbringer schlechter Nachrichten sind unbeliebt – denken viele. Zudem sind Menschen harmoniebedürftig – auch wenn wir manchmal den Eindruck haben, dass das nicht für jeden gilt. Müssen wir jemandem etwas Unangenehmes mitteilen, scheuen wir die vermeintlich negative und vielleicht sogar emotionale Reaktion unseres Gesprächspartners und schieben das anzusprechende Thema auf die lange Bank (Konsequenz –> eigenes Magengeschwür) oder aber wir „wappnen“ und schützen uns innerlich vor der Reaktion des anderen, indem wir besonders forsch auftreten (Konsequenz –> der andere fühlt sich angegriffen und reagiert mit Widerstand).

Zwei Erkenntnisse können uns in dieser Situation helfen:

Zum einen wollen Menschen ernst genommen und verstanden werden. Dies gilt besonders für die Gefühlsebene. Zudem verliert menschliches Verhalten seine Spontanität, wenn es in unser Bewusstsein dringt, sprich es „muss“ und „kann“ nicht mehr gezeigt werden, wenn es (vorab) sprachlich formuliert wird. Es gilt also die vermeintlichen Gefühle des anderen möglichst treffend zu erspüren und diese bereits beim Überbringen der schlechten Nachricht vorsichtig zu formulieren. Die benannte gefühlmäßige Reaktion ist für ihren Gesprächspartner jetzt nicht mehr möglich und auch nicht nötig, denn seine Gefühle wurden ja bereits anerkannt. Wertschätzend zeigen ihrem Gesprächspartner so ihr Verständnis und ehrliches Einfühlen in seine Situation.

Wie sag’ ich es also nun dem anderen?

 

Ein Beispiel:
Sie wollen einem Kollegen im Team sagen, dass Sie ihn nicht weiter bei der Erstellung einer Präsentation unterstützen können, da Sie selbst bei einem gerade neu übernommen Projekt voll gefordert sind.

„Vielleicht sind Sie enttäuscht oder sogar sauer, ich kann ihnen bei der Präsentation XY nicht mehr unter die Arme greifen, mein neues Projekt erfordert gerade meine ganze Aufmerksamkeit.“

Zu beachten sind zwei Aspekte: Sprechen Sie nicht in Plattitüden, sondern machen Sie sich ehrliche Gedanken über die vermutliche Gefühlslage ihres Gesprächspartners und formulieren Sie vorsichtig tastend („vielleicht“, „eventuell“, „auf die Gefahr hin“ etc.).

Diese Technik ist kein Trick und auch keine Manipulation, sondern Sie stellt das menschliche Bedürfnis, in seiner Lage und seinen Gefühlen gesehen und ernst genommen zu werden in den Fokus.

 

Und noch eine kleine Warnung:
Schlecht wären Formulierungen, die ein klar formuliertes „emotionales Bild“ beim anderen erzeugen und zudem mit Wörtern verbunden werden, die das Gesagte wieder einschränken. Die Wörter „aber“, „doch“, „jedoch“, „nur“, „sondern“ etc. sollten gemieden werden.

Völlig falsch wäre es also, zu sagen:
„Seien Sie jetzt nicht enttäuscht, aber ich kann Sie nicht weiter unterstützen…“

Hier würde ein emotionales Bild formuliert, das sich dann sicher beim anderen einstellt und das Wörtchen „aber“ könnte sogleich Widerstand erzeugen.

Viel Erfolg beim Vermeiden des Stierkampfes!

 

Zur Info:
Der Name „Stier-bei-den-Hörnen-packen“ stammt von Christian Weisbach.